Kreatives Schreiben für Erwachsene mit Migrationshintergrund

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Kreatives Schreiben ist eine der ältesten Möglichkeiten, Empathie aufzubauen. Wer die Geschichte eines anderen liest, sucht automatisch nach Gemeinsamkeiten, nach Bekanntem, und versucht zu verstehen, wie der andere die Welt empfindet. Vom Schreibenden selbst wird das Fabulieren oft als eine Form der Selbsttherapie gesehen. Man stellt sich dem Selbst, den Dingen, die einen bewegen, verängstigen und begeistern. Schreiben ist Selbstausdruck, Bewältigung der eigenen Vergangenheit und Kommunikation abseits gesellschaftlichen Drucks. Das gemeinsame Besprechen des eigenen Texts erfordert Mut, denn man ist ein Risiko eingegangen, hat sich jemand anderem bis zu einem gewissen Punkt offenbart. Und doch begegnet man sich hier mit Verständnis, Vertrauen und Offenheit.

Die Bundestherapeutenkammer vermutet, dass 70% der geflüchteten in Deutschland lebenden Menschen traumatische Erlebnisse hinter sich haben. Gleichzeitig finden sich Geflüchtete in einer fremden Kultur wieder, dadurch oft unfreiwillig in Gruppen isoliert, die den gleichen Hintergrund teilen. In normalen, alltäglichen Gesprächen Traumata zu verarbeiten, überhaupt erst anzusprechen, gestaltet sich erfahrungsgemäß als  schwierig.
Hier können Poesie und Lieder Brücken schlagen, denn sie sind nicht nur in Europa, sondern auch in vielen Kulturen des Orients, Afrikas und des Balkans fest in die Gesellschaft verankert und dienen als Verbindungsglied der Kulturen. Das Leben ist uns stets Inspirationsquelle für unsere Texte und bewegte Biografien bringen natürlich auch interessante Texte hervor.

In gemischten, heterogenen Schreibgruppen kann man üben, sich selber auszudrücken, und es bietet sich Gelegenheit zum Austausch mit anderen, stets in der Sicherheit einer Textbesprechung. Literarisches und Persönliches lassen sich nicht klar voneinander trennen, aber eben auch nicht gleichsetzen. So muss man nicht fürchten, sich zu tief in die Seele blicken zu lassen.